Pro-Verhalten
Wir wiederholen den Ãœbungsabschnitt – oder ein ganzes Musik-Stück – und versuchen unter voller Konzentration fehlerlos zu spielen. Bei jeder neuerlichen Wiederholung werden wir etwas langsamer. Sollte ein Fehler entstehen, stoppen wir sofort.
Begründung
Abhängig von der technischen Herausforderung und unserer individuellen Leistungsfähigkeit ermüdet unser Gehirn früher oder später. Obwohl wir nach jeder Wiederholung nun das Geübte etwas besser können – richtiges Ãœbungsverhalten vorausgesetzt –, kompensiert dies die Ermüdung meistens nicht. Dadurch kommt es oft bei der dritten Wiederholung zu Fehlern, und zwar zu neuen wie alten.
Kontra-Verhalten
Nachdem man eine Stelle richtig und langsam geübt hat, wird bei der nächsten Wiederholung bereits schneller gespielt. Abermals passiert ein Fehler. Nun glauben viele, es fehle am nötigen „Schwung“ für diese Stelle, und werden abermals schneller.
Auswirkung
All das bewirkt im Endeffekt noch mehr Fehler, die durch unser Prägungsgedächtnis abgespeichert werden. Wir sind frustriert, da wir trotz mehrmaligem Wiederholen der Stelle nicht vorankommen. Nun kommt auch noch Ärger über unsere Falschannahme, untalentiert zu sein, hinzu. Ärger kostet Energie und schwächt zusätzlich unsere Konzentration. Es entsteht eine Spirale „nach unten“. Frustriert hören wir auf, diese Stelle zu üben.
Kommentar
Wenn wir mit uns und unseren Fehlern beim Üben und Musizieren geduldig umgehen, verlieren wir nichts, im Gegenteil. Schwierige Stellen erfordern die Zeit, die WIR persönlich brauchen. Die zusätzliche Übungszeit, die wir scheinbar sinnlos investieren, bekommen wir durch den schnelleren Fortschritt vielfach zurück.
Jetzt könnte jemand die berechtigte Frage stellen: „Und wann soll ich dann wieder schneller spielen?“ Um das brauchen wir uns jedoch nicht zu kümmern, das geschieht von ganz alleine immer wieder zwischendurch.
Daher beim Ãœben, Musizieren und Instrument lernen am besten IMMER folgende Taktik anwenden: